30.5.2016

Badewanne im Schlafrock

Trotz aller gerundeten Formen von Armaturen und Sanitärobjekten ist das Badezimmer der Ort mit den meisten harten, glatten Oberflächen. Für Wohnlichkeit sollen dann gefälligst die Accessoires wie Vorhänge, Handtücher und ähnliches sorgen. Jetzt aber trumpft die Badewanne im Konzert der weichen Oberflächen auf. Dass ausgerechnet eine Stahlbadewanne hier den Ton angeben möchte, Überrascht dann doch. Aber Wannenhersteller Bette möchte mit einer stoffgewandeten Badewanne das Thema Wohnlichkeit im Badezimmer neu definieren.
Gemeinsam mit dem Designbüro Tesseraux + Partner hat das Unternehmen der Stahlbadewanne einen Schlafrock, oder wie man selber lieber sagt: ein Stoffkleid auf den Leib geschneidert. Premiere war auf der Mailänder Möbelmesse im Frühjahr 2016, dem Salone del Mobile, jenem Ort, der explizit bekannt für ein Design verwöhntes Publikum ist.
Ausgangspunkt war die Feststellung, dass Textilien im Badezimmer bisher nur ein Thema waren, wenn es um Handtücher, Vorhänge oder Vorleger ging. Dabei spielen Stoffe für die Wohnlichkeit und Atmosphäre eines Raumes eine herausragende Rolle, wie sich im Wohn- und Schlafzimmer unschwer erfahren lässt.
Möglich wurde dieses Projekt dank einer neue Generation von Funktionsstoffen, die in ihrer Anmutung den im Wohnzimmer verwendeten Stoffen in nichts nachstehen, dabei jedoch robust, pflegeleicht sowie wasser-, schimmel- und klimaresistent sind. Anleihen haben sich die Designer dabei aus dem Outdoor-Möbelbereich geholt, wo sich solche Materialien bereits seit langem bewährt haben. Bei der gezeigten Badewanne wurde der Wannenkörper ganz klassisch aus Stahl/Email gefertigt, während die Wannenschürze von den Bielefelder Werkstätten gepolstert und mit gewebtem Stoff des Stoff-Spezialisten JAB Anstoetz bezogen wurde. Das Ergebnis: die Anmutung eines bequemen Sofas.

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Dabei wurde der Wannenhersteller, dessen Produkte traditionell meist mit Metallschürzen oder „nackt“ zum Umfliesen ausgeliefert wurden, mit ungewohnten Fragen konfrontiert. Welche Stoffzuschnitte lassen sich verwirklichen? Wie muss die Rahmenkonstruktion der Wanne beschaffen sein? Wie können die Textilien montagefreundlich an das Wannengestell angebunden werden? Und wie gewährleisten wir Wasserdichtigkeit an den Wannenrändern? Aber für Thilo C. Pahl, geschäftsführender Bette-Gesellschafter, war mit Designerhilfe schnell klar, dass, obwohl die Badewanne bisher erst noch ein Designkonzept ist, die grundlegenden Herausforderungen gemeistert werden konnten. So sorgt beispielsweise ein stabiles Edelstahlgestell für die nötige Tragkraft, denn auf dem Stahlrahmen ruht bei gefüllter Wanne ein großes Gewicht. Eine rund 30 mm hohe Schattenfuge an der Unterseite des Wannenkörpers vermeidet, dass der Stoff bis auf den Boden reicht, so dass Schmutzkanten vermieden werden und einfacher unter der Wanne gereinigt werden kann. „Wichtig bei der Entwicklung war es für uns, alle Denkverbote über Bord zu werfen und den Wannenplatz neu zu definieren“, so Pahl.
Auch Designer Dominik Tesseraux ist vom Konzept der Badewanne überzeugt. Schließlich käme der Aufenthaltsqualität im Badezimmer steigende Bedeutung zu, zumal immer häufiger Objekte mit einbezogen werden, die ursprünglich dem Wohn- oder Schlafzimmer entstammen, wie dekorative Leuchten, bequeme Hocker, Stühle, Sessel oder stilvolle Spiegel. (Fotos: Bette)